
Trip report
27-10-15
Manaslu Ski Expedition 2015 Report
Schon seit langem träumten wir davon, einen 8000 Meter hohen Berg mit Skiern abzufahren. 2015 sollte das Jahr werden, in dem dieser Traum in Erfüllung geht. Nachdem wir beide bereits Expeditionserfahrung an 6000ern in Alaska und Peru gesammelt hatten, waren wir bereit für ein neues Abenteuer. Wir hatten eigentlich geplant, den niedrigsten der 8000er, die Shishapangma in Tibet, zu besteigen. Jedoch verbot China jegliche Bergsteigaktivitäten in Tibet für dieses Jahr aufgrund der „60 Jahre Autonomie“ – Feier. Also entschieden wir uns dazu, unser Glück am achthöchsten Berg der Erde, dem 8163 Meter hohen Manaslu in Nepal, zu versuchen. Aufgrund des schweren Erdbebens im April sagen auch heute noch viele Touristen ihre Trekking- und Bergtouren ab. Das trifft das ohnehin schon schwer gebeutelte Land umso mehr. Aller Warnungen zum Trotz entschieden wir uns für Nepal und starteten eine Spendenaktion für ein Waisenhaus in Kathmandu, um wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten.
Nach schier endlosen Vorbereitungen und vielen Trainingseinheiten ging es am 1.September endlich los. Nach nur 24 Stunden in Kathmandu, in denen wir noch letzte Besorgungen machten, verließen wir die hektische Stadt mit einem Kleinbus zusammen mit unserem 5 köpfigen Team, bestehend aus unserem Trekking-Guide und Koch, Thiden, sowie 4 Trägern. Angekommen in Besisahar wechselten wir das Gefährt. Die kommenden 5 Stunden Fahrt konnten nämlich nur noch mit Jeeps bewältigt werden. Müde von der ruppigen Fahrt und Jet Lag waren wir froh als wir in Dharapani endlich ins Bett fallen konnten.
Expeditionsteams, die sich nicht mit dem Helikopter einfliegen lassen, wandern normalerweise von Aarughat bis nach Samagaun, sprich von der anderen Seite des Manaslu Circuit Trek. Jedoch war dies aufgrund der vielen Gerölllawinen und Erdrutsche, verursacht durch das Erdbeben, noch nicht möglich. Daher wanderten wir von Dharapani innerhalb von 4 Tagen nach Samaugaun (3500m), das letzte Dorf vor dem Basecamp. Dabei überquerten wir den 5200m Larkya La Pass, dem bis dahin höchsten Punkt unserer Reise. Dies bescherte uns zwar ordentliches Kopfweh, war zum Akklimatisieren aber optimal.
Nach einem Ruhetag in Samagaun machten wir uns am 9.September auf zum Manaslu Basecamp (ca. 4800m). Eine wunderschöne Wanderung mit grandiosen Ausblicken führte uns auf einen kleinen Hügel nahe der Gletscherzungen. Unser Camp mit Küchen-, Essens- und Schlafzelten lag von allen Expeditionen am schönsten mit Blick auf den Manasu East Pinnacle, dem 7992m hohen Vorgipfel, und das Tal, in dem Samagaun liegt. Nach zwei Wanderungen zum Akklimatisieren richtete Martin am darauffolgenden Tag Camp1 (Ca.5800m) ein, während sich Raphi aufgrund einer hartnäckigen Nebenhöhlenentzündung im Basecamp ausruhte. Die nächsten beiden Tage brachten regnerisches Wetter, sodass wir die meiste Zeit in den Zelten verbrachten. Am darauffolgenden Tag machte sich Martin auf, um eine erste Nacht in Camp1 zu verbringen. Raphi musste aufgrund seiner Infektion nach Samagaun absteigen. In der Höhe und bei kaltem Wetter war es nicht möglich, sich zu erholen. Nachdem Raphi wider Erwarten eine ganze Woche in Samagaun verbringen musste, stieg er am 21. September wieder ins Basecamp auf. Er war zwar noch nicht wirklich fit, aber um eine Chance auf den Gipfel zu haben, blieb ihm keine andere Wahl. In der Zwischenzeit hatte Martin auch Camp 3 (6800m) eingerichtet. Dies war eine unglaubliche Leistung, da die geliehenen Zelte für zwei Personen eigentlich viel zu groß und schwer waren.
Wir beide waren sehr froh, als wir uns im Basecamp wieder trafen und schmiedeten Pläne für die nächsten Tage. Am 23. September starteten wir gemeinsam, um uns zu akklimatisieren. Wir verbrachten jeweils eine Nacht in Camp 1, 2 und 3 und stiegen anschließend ins Basecamp ab, um uns für einen ersten Gipfelversuch zu erholen. Bis dahin hatte keiner der Bergsteiger Camp 4 erreicht, da zu hohe Lawinengefahr herrschte. Aufgrund der kritischen Bedingungen beschlossen die drei größten Expeditionsteams, die Zelte abzureißen und heimzugehen. Am 29. September gelang es jedoch einer kleinen Gruppe von Sherpas des 7summit trek Expeditionsteam, Camp 4 zu erreichen. Daher beschlossen wir am selben Tag bis ins Camp1 und am nächsten Tag direkt ins Camp3 aufzusteigen, um uns selbst ein Bild von der Lage zu machen. Da wir dem Hang einen weiteren Tag zum Setzen geben wollten, der Wetterbericht aber nur gutes Wetter bis zum 2.Oktober versprach und wir auch kein weiteres der schweren Zelte schleppen wollten, hatten wir einen Gipfelversuch im Alpinstil von Camp3 (6800m) direkt zum Gipfel (8163m) über Nacht vom 01. auf den 02. Oktober geplant. Wir beide fühlten uns fit und waren sehr optimistisch, dass wir den Gipfel erreichen würden. Nach einem kurzen Abendessen krochen wir gegen 18.30 Uhr aus den warmen Schlafsäcken und aus den Zelten in die kalte Nacht. Mit leichten Rucksäcken und hoch motiviert, die nächsten 18 Stunden zu klettern, machten wir uns auf. Doch bereits nach 100 Höhenmetern in einer Höhe von 6900m begannen unsere Mägen an, sich zu verdrehen. Mit dem Versuch, dies zu ignorieren, stiegen wir weiter auf. Doch Übelkeit und Erbrechen lies bei uns beiden nicht lange auf sich warten. Vermutlich hatten wir etwas gegessen, das wir nicht vertrugen. Nicht die beste Voraussetzung, um einen 8000er im Alpinstil zu besteigen. Da dies voraussichtlich unsere einzige Chance war, den Gipfel zu erreichen, gingen wir trotzdem weiter. Auf etwa 7200 Meter gegen 23.30 Uhr befanden wir uns in einer eigenartigen Situation. Wir gingen nicht weiter, weil klar war, dass wir ohne die nötige Energie niemals den Gipfel erreichen würden. Genauso wenig konnten wir jedoch umdrehen, da wir wussten, dass dies unsere einzige Chance war. Nach gefühlt endlosen Minuten des Ausharrens zwangen uns schließlich die eisigen Temperaturen und der kalte Wind in die Knie. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Ski anzuschnallen und ins Camp3 abzufahren. Die Schneebedingungen waren grauenhaft – Bruchharsch der übelsten Sorte – nicht einmal eine aufmunternde Abfahrt war uns gegönnt. Am nächsten Morgen checkten wir den Wetterbericht mit einem letzten Funken Hoffnung auf Wetterbesserung in den nächsten Tagen. Doch Niederschlag und Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h wurden für die nächsten 6 Tage vorhergesagt. Also packten wir unsere Sachen und Zelte zusammen und kehrten frustriert ins Basecamp zurück.
Nach einem weiteren Tag im Basecamp sowie in Samagaun machten wir uns auf. Die nächsten 4 Tage liefen wir die 125 km nach Aarughat, die bei unserer Anreise noch als unpassierbar galten. Investiert man so viel Zeit, Geld, und Energie, um den Gipfel des Manaslu zu erreichen, ist es natürlich sehr frustrierend, wenn man es nicht bis ganz oben schafft. Aber all die verlassenen Dörfer entlang des Wanderweges nach Aarughat, die durch das Erdbeben und die dadurch verursachten Gerölllawinen total zerstört wurden, brachten uns schlagartig zurück in die Realität und erinnerten uns daran, wie gut es uns in unserer Heimat geht und was für ein großes Privileg es war, in Nepal Bergsteigen und Skifahren zu dürfen.
Zum Abschluss unserer Reise besuchten wir noch das Waisenhaus in Kathmandu, für das wir dank unserer Freunde und Bekannte mehr als 7000 € sammeln konnten. Wir wurden von den Kindern sehr herzlich empfangen. Nach unserem Besuch können wir auf jeden Fall bestätigen: Geld wird hier dringend benötigt!
Danke an alle, die sich an der Spendenaktion beteiligt haben und die während unserer Reise mitgefiebert haben.
Ein großes Dankeschön geht an unsere Sponsoren, ohne die das Abenteuer nicht möglich gewesen wäre!
Viele Grüße
Raphi und Martin
8163m
Manaslu 2015
Skiing above 8000m
























